• Die Baustoff-Regale sind wieder gut gefüllt

Die Baustoff-Regale sind wieder gut gefüllt

01.03.2023

Mangellage Vor einem Jahr waren viele Baustoffe knapp oder gar nicht lieferbar. Wie präsentiert sich die Situation heute? Wir haben uns im Fachhandel umgehört.

In den vergangenen zwei Jahren sorgten die Baustoffe für viele Schlagzeilen. Materialknappheit war ein Dauerthema, die Rede war von Logistikproblemen, von Lieferschwierigkeiten, der Holzmangel und der Chipmangel sorgten für viele Probleme, es gab leere Regale bei Farben und Metallen, kein Dämmmaterial, stark steigende Preise für Baumaterial und vieles andere mehr. Offerten hatten ein kurzes Haltbarkeitsdatum und Einkäufer waren der Verzweiflung nahe. Kurzum: Nichts war mehr so, wie gewohnt – zum ersten Mal seit vielen Jahren und Jahrzehnten war bei uns nicht alles immer und sofort verfügbar.

«Situation hat sich entspannt»

Wir wollten wissen, wie es heute aussieht und haben bei Coop, Landi und Baumaterial Späth in Muttenz nachgefragt, wie sich die Situation präsentiert. Das Fazit vorneweg: Die Lage ist heute wesentlich entspannter als vor einem Jahr. Bei Jumbo heisst es: «Die Beschaffungssituation bei den Baustoffen ist seit Dezember letzten Jahres durchs Band besser geworden. Momentan sind alle nachgefragten Produkte in aus-reichender Menge gelagert. Der Nachschub ist gewährleistet.» Auch Landi schreibt, dass «bei Betonschalungsplatten, Doppellatten, Dachlatten und Dichtungsmassen die Beschaffungssituation im letzten Jahr herausfordernd war, mittlerweile hat sich die Situation wieder etwas entspannt». Und Hansjörg Späth von der Baumaterial Späth AG kann sogar kurz und knapp sagen: «Aktuell gibt es keine Probleme mehr.» Das bestätigt, was beispielsweise die «Deutsche Handwerkszeitung» für die Bundesrepublik, einen der grössten Baustoff-und DIY-Märkte Europas, festgestellt hat. Nämlich, dass fast alles Baumaterial wieder verfügbar ist. Je nach Branche komme es zwar zu Liefer-verzögerungen, beispielsweise bei Wärmepumpen, Wärmespeichern sowie Steuerungs- und Regelungstechnik. Aber die generellen Lieferschwierigkeiten seien vorbei, sagen Branchen-vertreter in der Fachzeitung. Allerdings sind die Preise für viele Produkte gestiegen. Sie werden hoch bleiben und voraussichtlich auch nochmals steigen, wie Landi prognostiziert: «Da die Energiekosten in der Schweiz erst auf Ende Jahr erhöht wurden, gehen wir davon aus, dass die Kosten für Zement und Fertigbeton steigen werden.» Bei Baumaterial Späth sieht man die Entwicklung ähnlich: «Die Preise wurden aufgrund der gestiegenen Energiekosten weiter erhöht. Zement ist wesentlich teurer und somit alle Betonwaren. Aufgrund gestiegener Transportkosten wurden auch einige Produkte teurer.» Die Gründe dafür sind laut Jumbo bekannt: «Als Ursachen für die Preiserhöhungen sind die Pandemie und der Ukraine-Krieg allgemein bekannt. Deren konkrete Folgen sind Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen und in den Lieferketten, Schliessungen von Produktionsstätten, Verpackungsmangel sowie gestiegene Energie- und Treibstoffkosten.» Jumbo betont in diesem Zusammenhang, dass sich die Situation auf den Beschaffungsmärkten merklich entspannt habe und man die Situation für harte Verhandlungen nutze, damit die Kundinnen und Kunden von dauerhaften Preissenkungen und starken Aktionsangeboten profitieren könnten.

Pfeil zeigt nicht überall nach oben

Der Pfeil zeigt jedoch nicht überall nach oben. Es gibt durchaus Produkte, die gegenüber den letzten zwölf Monaten wieder preiswerter geworden sind. Baumaterial Späth erwähnt explizit Holzprodukte, im Speziellen OSB-Platten, sowie Schaltafeln und Kunststoffrohre. Landi schreibt, dass die Preise bei den Betonschalungsplatten, Doppellatten und Dachlatten wieder gesenkt werden konnten. Ebenfalls sinken würden die Preise von bestimmten chemischen Zusatzstoffen, was sich auf die Preise der Dichtungsmassen auswirke. Die Krise war jedoch nicht nur eine Baustoff-, sondern auch eine Halbleiterkrise. Wie sieht es bei Produkten mit Chips aus? Tatsächlich gibt es nach wie vor einen Chipmangel. Die Auto-mobilindustrie sowie die Solaranlagen-Branche werden in diesem Zusammenhang immer wieder zitiert. Und man hört auch immer wieder, dass es für Produkte wie beispielsweise Türen mit Fingerprintsensoren oder Dachfenster mit Rollläden (sehr) lange Wartezeiten gibt.

Vorausschauende Lagerhaltung

Der Chipmangel betrifft im Baumarktbereich vor allem die Ladesteuerung von Akkus sowie die Steuerungselektronik hochpreisiger Elektrowerkzeuge und Mähroboter, schreibt Jumbo und gibt Entwarnung: «Die Hersteller haben die Situation mehrheitlich gut antizipiert, sodass es nur zu geringfügigen Lieferengpässen gekommen ist. Diese konnten durch eine vorausschauende Lagerhaltung weitgehend aufgefangen werden. Alle nachgefragten Produkte sind in ausreichender Menge verfügbar. Auch bei Landi gibt es derzeit keine Probleme in dieser Hinsicht: «Aufgrund der steigenden Produktepreise ist die Nachfrage gesunken und die Lieferengpässe sind somit nicht mehr vorhanden.» Apropos Preise: Es gibt Licht am Horizont, und viele Experten gehen davon aus, dass der Chipmangel 2024 überwunden wird. Was sich wohl auch auf die Preise der entsprechenden Produkte niederschlagen wird. Landi geht davon aus, dass die Preise für Chips sinken werden. Jumbo schreibt, man sehe sich generell mit Preiserhöhungen konfron-tiert, «die wir aber mit unseren Verhandlungen bestmöglich abwenden». Die Herausforderungen für die nahe Zukunft sind unter anderem die hohen Energiepreise, der sich abzeichnende Fachkräftemangel sowie die sehr volatilen Rohstoffpreise. Der aktuelle Stand der Dinge ist jedoch wesentlich positiver als noch vor einem Jahr, darin sind sich die meisten Branchenvertreter einig. Tatsächlich ist die Verfügbarkeit von Produkten im Baumarkt sowie beim Fachgeschäft für Garten- und Baubedarf wieder wesentlich besser. Und das ist eine gute Nachricht für alle, die für den kommenden Frühling Arbeiten am Haus und im Garten geplant haben.

Patrik Herr
Redaktor